Plastik im Meer – ein Riesenproblem

Auf Helgoland haben sich die 1991 die ersten beiden Basstölpel-Paare zum Brüten angesiedelt, heute brüten dort weit mehr als 1.000 Paare. Die Lummenfelsen scheinen ein idealer Ort zu sein, aber die Nester bestehen zu 80 Prozent aus Plastik – überwiegend aus Dolley Ropes, mit denen Fischer ihre Netze vor dem Durchscheuern schützen, oder aus alten Fischernetzen oder Plastikschnüren. Für die Jungtiere werden sie leicht zur tödlichen Gefahr, da sie sich strangulieren und verheddern.

Für andere Seevögel werden Plastikteile, die sie fressen, weil sie sie mit ihrer Beute (Tintenfisch und Fisch) verwechseln, zur tödlichen Gefahr. Oft siedeln sich Mikroalgen auf dem Plastikteilen an, die einen fischähnlichen Geruch verströmen und so für viele Seevögel verlockend riechen.  97% der Eissturmvögel, die an der Nordsee tot gestrandet sind und vom Umweltbundesamt untersucht wurden, hatten Plastik im Magen.

Immer mehr Müll und Reste unseres Wegwerfwohlstandes in unseren Meeren sind ein riesiges Problem, das das Leben in den Meeren massiv bedroht. Plastik wird verschluckt, die Tiere verheddern sich oder ihr Lebensraum ist völlig vermüllt. Weltweit kostet das mehr als 100.000 Walen, Delfinen, Robben, 40% aller jungen Schildkröten und einer Millionen Meeresvögel das Leben. Die genaue Zahl kennt niemand – aber unser Lebensstil als Ursache ist offensichtlich.

Unser Umgang mit dem Müll ist dabei ein großes Problem: fast alle Industrieländer „entsorgen“ ihre Abfälle, indem sie sie exportieren. 14 Mio Tonnen Müll wurden 2016 exportiert, die Hälfte ging nach China. 2018 hat China ein Einfuhrverbot für unsortierte und verschmutzte Kunststoffabfälle verhängt, weil es Fortschritte im Umweltschutz machen will. Neue Abnehmer fanden sich schnell, derzeit geht ein Großteil des Mülls nach Malaysia, aber auch nach Indonesien, Vietnam und in die Türkei.

67% des Plastikmülls, der in den Ozeanen schwimmt, wird von den 20 verschmutztesten Flüssen ins Meer befördert. Der dreckigste Fluss der Welt ist der chinesische Jangtsekiang, der im Jahr 2015 alleine 333.000 Tonnen Plastik ins Ostchinesische Meer spülte. Auch in Deutschland wird Müll, vor allem aus Industrie und Gewerbe, aber auch Teile unseres Verpackungsmüll – exportiert. 2016 importierte China über 500.000 Tonnen, Deutschland war der drittgrößte Exporteur von Plastikabfällen.

Sinnvoll wären internationale Gesetze für eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft. Anfang 2019 hätte ein Plastikmüllankommen bei der UN Umweltversammlung verabschiedet werden können. Ist aber leider am Veto der USA und von Kuba gescheitert. Dennoch ist es ein Lichtblick, dass solche Abkommen in den Bereich des Möglichen gelangen.

Im Grünen Programm zur Bundestagswahl steht übrigens explizit Folgendes zu der Problematik:
Um der Plastikmüllflut Einhalt zu gebieten, wollen wir ein international verbindliches Abkommen zum Stopp der Plastikvermüllung unserer Meere auf den Weg bringen sowie ein Sofortprogramm mit ehrgeizigen Müllvermeidungszielen auflegen.

Quelle: „Wenn wir die Meere retten, retten wir die Welt“ von Heike Vesper