Gegen das Vergessen

Erinnerungen lebendig halten

Kürzlich war ich in Frankfurt unterwegs, zum ersten Mal nach langer Zeit, zum ersten Mal alleine und mit Zeit. Die Familie meines Vaters stammte aus Frankfurt, sie sind 1940 ins Rheinland geflohen, weil sie als Familie mit jüdischen Wurzeln dort nicht mehr sicher waren. Mein Vater, mein Onkel, meine Großeltern. Sie haben alle immer wieder davon gesprochen. Auch davon, dass einige Verwandte rechtzeitig nach Israel und nach Amerika ausgewandert sind. Aber dass nicht alle fliehen konnten.

Die alte Tante zum Beispiel nicht. Vor einigen Jahren bin in der Zentralen Datenbank der Holocaust-Opfer auf der Seite von Yad Vashem auf ihren Namen gestoßen, konnte herausfinden, mit welchen Zug sie aus Frankfurt nach Theresienstadt deportiert wurde. Konnte lesen, wann sie dort starb – mit 74, allein, ohne Familie.
Jetzt, in Frankfurt in 2021 konnte ich ihren Namen finden an der Wand des alten jüdischen Friedhofs, der Gedenkstätte Börneplatz.

Mich hat das berührt – Dein Name ist noch da, den konnten sie Dir nicht nehmen.

Stolpersteine, Gedenkstätten, Erinnerungsorte – sind heute vielleicht noch wichtiger, wo es immer weniger Zeitzeug*innen gibt, die unmittelbar berichten können. Es ist unsere Pflicht, die Erinnerungen wach zu hallten, von ihnen zu sprechen, den Holocaust niemals in Vergessenheit geraten zu lassen – ganz besonders im poltischen Raum, aber auch im Privaten.